58. Jahrestagung der DGPK
vom 21. – 23. Februar 2026 Confex Köln

In der Herzmedizin – besonders in unserem pädiatrisch-kardiologischen Fachgebiet – ist der Fokus auf das Neue eine Notwendigkeit für unsere Patienten. Fortschritt entsteht jedoch nicht im Konsens, sondern im Diskurs. Kontroversen fordern uns heraus, verlangen Überprüfung und – manchmal – den Mut zum Dogmenwechsel. In diesem Sinne verstehen wir wissenschaftliche Kontroverse in gegenseitigem Respekt nicht als etwas Störendes, sondern als Methode. Sie ist der Motor unseres Erkenntnisgewinns und Ausdruck einer lebendigen Streitkultur, die wir als medizinische Gemeinschaft pflegen und bewahren müssen.

Diese Streitkultur ist nicht nur Fundament wissenschaftlichen Fortschritts – sie ist zugleich Ausdruck einer demokratischen Haltung. Offenheit, Pluralität und die Fähigkeit, unterschiedliche Meinungen konstruktiv auszuhalten und zu verhandeln, sind nicht nur Werte der Medizin, sondern auch der demokratischen Gesellschaft, in der wir handeln. In Zeiten, in denen diese Werte unter Druck geraten, gewinnt auch unser Austausch eine politische Dimension: Zivilcourage zeigt sich nicht nur auf der Straße, sondern auch im Konferenzsaal – im Mut zum Widerspruch, zur Reflexion, zur Veränderung.

Zu den diesjährigen Schwerpunkthemen unserer Tagung zählt daher nicht zufällig auch ein Feld, das bisher zu wenig in unserem Fokus lag: die Palliativmedizin. Sie ist nicht nur ein recht neues Feld in der Herzmedizin – sie ist ein Ausdruck eines veränderten Denkens, eines erweiterten medizinischen Selbstverständnisses. Gerade in der Behandlung komplexer angeborener Herzfehler, in der Auseinandersetzung mit Morbidität und Mortalität, ist das „Denken vom Ende her“ von besonderer Bedeutung, und Ausdruck von Verantwortung unseren Patienten gegenüber. Palliativmedizin ist keine Aufgabe „am Rand“ bzw. nur am Ende eines Krankheitsverlaufs, sondern eine Haltung, die Empathie, medizinische Expertise und ethische Reflexion verbindet – und damit integraler Bestandteil einer umfassenden Herzmedizin sein muss.

Die Herausforderungen, vor denen wir stehen – von regulatorischen Anforderungen über ökonomische Zwänge bis hin zu klinisch-ethischen Fragen – lassen sich nur gemeinsam bewältigen. Und das ist das vielleicht größte Privileg unserer Fachgesellschaft: der offene, kollegiale und freundschaftliche Austausch, der Mut zur intensiven Diskussion, der Respekt vor anderen Perspektiven und die Bereitschaft, gemeinsam Neues zu denken und umzusetzen.

Lassen Sie uns also diesen Hotspot Herzmedizin nutzen – nicht nur als wissenschaftliches Forum, sondern als Ort gelebter Diskurse, lebendiger Kontroversen, fachlicher Exzellenz und demokratischer Haltung.

In diesem Sinne laden wir, das Organisationsteam und ich, Sie herzlich ein, den Kongress in Köln aktiv mitzugestalten. Ich wünsche uns allen inspirierende Tage, spannende Diskussionen – und den Mut, auch unbequeme Fragen zu stellen.

Herzlichst,

Ihr Prof. Dr. med. Gunter Kerst, Tagungspräsident