Prof. Dr. Bühlmeyer verstorben
Pionier der Kinderkardiologie
und Mitbegründer des Deutschen Herzzentrums München
München. Prof. Dr. Konrad Bühlmeyer, Kinderarzt und Kinderkardiologe ist nach langer Krankheit am Donnerstag, 20.9.2012 im Alter von 84 Jahren verstorben. Prof. Bühlmeyer war einer der Pioniere der deutschen Kinderkardiologie mit internationaler Strahlkraft, langjähriger Ordinarius für Kinderkardiologie an der Technischen Universität München. Sein emeritierter Nachfolger, Prof. Dr. John Hess nannte ihn einen Visionär, der es verstand, die Menschen für sich zu gewinnen. Für seine Mitarbeiter war er stets ein väterlicher Freund der ihnen stets mit großer Wertschätzung begegnete.
Seine wohl größte Herausforderung meisterte er in den 70er Jahren, als er die Bayerische Staatsregierung unter Ministerpräsident Alfons Goppel von der Notwendigkeit einer Spezialklinik mit Fokus Herz überzeugen konnte. Nach langer Vorarbeit ging schließlich 1974 die erste „Einorgan-Klinik“, das Deutsche Herzzentrum München an der Lothstrasse in Betrieb. Mehr als 20 Jahre später konnte er als Ärztlicher Direktor des Zentrums noch den Umzug in die moderne Klinik an der Lazarettstrasse mitgestalten und begleiten.
So hat er ein eindrucksvolles Werk seinen Nachfolgern hinterlassen: Eine Klinik mit Weltruf im Bereich der Behandlung aller Herzerkrankungen in allen Altersstufen – unabhängig davon, ob diese angeboren oder erworben sind.
Geboren 1928 in Nürnberg, haben ihn die Kriegswirren bereits in der Jugend nach Schondorf ins Landerziehungsheim verschlagen. Dort konnte er nicht nur seine schulische Laufbahn 1947 erfolgreich beenden, sondern er lernte dort auch seine spätere Ehefrau Inge kennen, die ihm bis zur letzten Stunde treu zur Seite stand.
Das Medizinstudium an der Ludwigs-Maximilian-Universität München beendete Bühlmeyer mit dem Staatsexamen 1953, die Promotion 1954. Einen ersten Kontakt mit der Kardiologie bekam Konrad Bühlmeyer 1955 im Herzkatheterlabor der II. Medizinischen Klinik unter Leitung von Prof. Dr. Hans Blömer. Damit war die Saat gesät, die wenige Jahre später in der Universitäts-Kinderklinik, dem Dr. von Haunerschen Kinderspital aufgehen sollte. Er konnte dort eine der ersten selbständigen Abteilungen für Kinderkardiologie in Deutschland aufbauen.
Es folgten Studienaufenthalte in Schweden und Amerika und 1966 die Habilitation im Fach Kinderheilkunde, 1970 die Ernennung zum apl. Professor. Einer seiner wissenschaftlichen Schwerpunkte war die Erforschung der Mechanismen der pulmonalen Hypertonie. Daneben war er einer der Pioniere bei der Einführung und Fortentwicklung der Herkatheter-Untersuchungen im Säuglings- und Kleinkindalter.
Neben den Verbesserungen der Diagnostik entwickelten sich durch die offene Herzchirurgie in den 60er Jahren auch die therapeutischen Möglichkeiten enorm. Dank der Strahlkraft der Professoren Zenker und später Klinner erstrahlte der Stern der Münchner Kinderkardiologie und Kinderherzchirurgie Deutschland- und Europaweit. Um der konstant wachsenden Patientenzahl Rechnung zu tragen, setzten die Professoren Bühlmeyer (Kinderkardiologie), Klinner/Sebening (Herzchirurgie) und Rudolph (Erwachsenenkardiologie) einen revolutionären Gedanken in die Tat um: die Einorganklinik.
Im 1974 eröffneten, europaweit ersten Herzzentrum, konnten alle angeborenen und erworbenen Herzerkrankungen aller Altersstufen von Spezialisten unter einem Dach behandelt werden. Prof. Bühlmeyer wurde vom damaligen Bayerischen Ministerpräsidenten Alfons Goppel zum 1. Ärztlichen Direktor des Deutschen Herzzentrums und zum Direktor der Klinik für Kinderkardiologie ernannt, eine Aufgabe die er bis Herbst 1997 inne hatte.
Neben seiner klinischen Tätigkeit, die er mit großer Liebe zu den kleinen Patienten ausführte war er in allen wichtigen Nationalen Gremien ein geachteter Ratgeber: in der Deutschen Herzstiftung, in der Kinderherzstiftung, in der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie und natürlich auch in der Deutschen Gesellschaft für Kinderkardiologie. Auch in der Association für European Pediatric Cardiologists AEPC war er aktiv und besuchte regelmäßig die Jahrestagungen. Lange vor der Öffnung der Grenzen hat er eine bis in den heutigen Tag andauernde Freundschaft mit den Kinderkardiologen der Universitätsklinik Prag/Motol aufgebaut und mit großer Freude unterhalten.
Prof. Bühlmeyer war ein Mediziner aus dem Lehrbuch: Ein echter Pädiater mit Liebe zu den Kindern, ein großartiger Lehrer für Generationen von Kinderkardiologen und ein väterlicher Freund, der ihm unterstellten Mitarbeiter seiner Klinik. Die Klinik war für ihn die erweiterte Familie, unvergessen die Feste in Schondorf, zu der alle geladen waren.
Neben seiner Familie trauern seine ehemaligen Mitarbeiter sowie Generationen von herzkranken Kindern mit ihren Eltern – sie werden ihn nicht vergessen.
Prof. Dr. Manfred Vogt
Deutsches Herzzentrum München